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 Nevis Minimize


Nevis 

 

Spiegelglatt lag das Meer vor uns, wie nur ganz selten in der Karibik. Eigentlich wäre es viel gescheiter gewesen gleich nach Guadeloupe weiter zu fahren, denn Flaute ist das Beste was man sich auf dieser Strecke wünschen kann. Aber Nevis kannten wir noch nicht und der Blumengarten war uns als besonders interessant empfohlen worden.

 

Moorings:
Im Gratis-Segelmagazin Caribbean Compass, hatten wir gelesen, dass in Nevis 100 Moorings ausgelegt worden waren. Kaum zu glauben! Wie soll sich das rentieren, denn – ganz ehrlich - wer fährt schon nach Nevis ? Aber wer die Mentalität der Caricom-Politiker ein bisserl kennt, der wundert sich nicht lange. Hier geht es nicht um Rentabilität, hier geht es um Prestige, um das Spiel: Wer hat die meisten Bojen ?
An der Küste entlang, von der Hauptstadt bis zur Tamarind Bay, erstreckte sich ein dichtes Mooringfeld, eine weiße Boje nach der anderen, wie eine Perlenkette. Wir versuchten zu zählen und kamen tatsächlich auf etwa hundert Stück. Nur vier waren besetzt. Auswahl hatten wir also genug. Wem eine nicht reicht, der kann sich auch an mehrere hängen um die Nase im Schwell zu halten. Wir nahmen die Boje, welche am nächsten zur Ortschaft war, trotzdem war es eine lange Anreise für unsere 3,5 PS und nur möglich, weil ausnahmsweise kein Seegang in die flache Bucht stand. Erst als wir näher kamen, entdeckten wir die gelben Bojen direkt vor dem Dinghianleger, die man für die Zeit der Einklarierung verwenden darf.
Zuerst erledigten wir den Behördenkram, zahlten für eine Woche, das war am rationellsten und dann hatten wir Zeit uns die Hauptstadt anzusehen. Schon am Weg zur Touristen-Info wurden wir von einer Horde Taxifahrern belagert, die uns unbedingt eine Tour verkaufen wollten. Im Touristenoffice besorgten wir uns einen Stadtplan und eine Übersichtskarte mit den Sehenswürdigkeiten und eine Preisliste für die Taxis.
 
Das „Historische Charlestown“ ist nicht gerade die Perle der Karibik.
Zwar sind ein paar alte Häuser in Down Town liebevoll renoviert worden, zum Beispiel die Waterfront, die Bibliothek, der Jüdische Friedhof und – ganz wichtig für die amerikanischen Besucher - das Hamiltonhouse in dem der erste Finanzminister der USA gewohnt hat. Aber das Meiste schaut eher aus als wurde es gleich zusammen brechen.

 

Es war noch zu früh am Morgen und am Standplatz wartete nur ein einziges Taxi. Als der Fahrer Samuel in unserer Hand die Preisliste entdeckte, verzog er das Gesicht als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Noch unwilliger wurde er, als wir nach dem Botanischen Garten fragten. „Da seht ihr nur Stauden, ich zeige Euch wie die Leute hier wohnen.“ Gut, aber wir wollten trotzdem den Blumengarten sehen. Nach 4 Jahren Karibik wissen wir wie die Leute auf den Caricom-Inseln wohnen und wir kennen das Spielchen der Taxifahrer, das abläuft wie das unvermeidliche Teppich-verkauf-Spielchen in Tunesien. Samuel war merklich beleidigt und machte sich sichtlich lustlos auf den Weg.

   

Der Botanische Garten liegt hoch oben auf den Hügeln von Gingerland vor der prächtigen Kulisse des Nevis-Peak.
Der bezaubernde Park ist erst vor 10 Jahren angelegt worden. Auch das prachtvolle Herrenhaus, in dem sich Restaurant und Souveniershop befinden, war nach alten Plänen neu gebaut worden. Im Glashaus sollten eigentlich bunte Papageien durch den Regenwald fliegen, aber leider waren einige Scheiben kaputt und die armen Vögel mussten in viel zu kleinen Käfigen sitzen. Von der Terrasse aus hatten wir einen weiten Blick über das Meer und die Bucht vor der Hauptstadt.
Vor dem Herrenhaus lud ein französischer Lustgarten mit verspielten Steinfiguren, einem Springbrunnen und Rastplätzen unter Weinlaub und exotischen Rankenpflanzen, zum Verweilen ein. Die weißen Herrschaften, die Zuckerbarone lebten hier wie der Herrgott in Frankreich. Ein großer Obstgarten, frische Gewürze und Gemüse sorgten für die täglichen Vitamine, ein Orchideen-Garten für exotische Dekoration.
Unser Fahrer hatte sich im Schatten eines riesigen alten Baumes ausgeschlafen, aber er wurde gleich sehr munter um vom Manager seine Provision für uns zu kassieren.

   

Langsam fuhren wir an den schönen Villen der wohlhabenden Engländer vorbei und bewunderten den riesigen Gummibaum vor dem Hotel Montpelier Plantation Inn. Eine große Ziegenherde blockierte die Straße. Aber wir hatten ja Zeit genug.
Unterwegs sahen wir immer wieder Vervet Monkeys. Schilder: Vervet Monkeys Xing. Leider waren die Affen zu flink für unsere Kamera. Am Foto können wir sie nur aus Stein zeigen.

   

Kein Mensch will mehr Zuckerrohr anbauen. Das Schneiden des Rohrs wird als Sklavenarbeit abgelehnt. Geld verdient man heute viel leichter und schneller mit zahlungskräftigen Touristen. Deshalb wurden aus den Ruinen der alten Zuckerrohrplantagen Hotels gezaubert, im alten Stil, aber mit modernem Komfort. Und alle haben eine wunderschöne Lage mit Blick übers Meer. Die Zuckerbarone bauten ihre Herrenhäuser immer hoch oben auf einem Hügel, denn von dort sahen sie schon von weitem wenn ein Feind naht und sie konnten sich besser verteidigen, sowohl gegen Angreifer von See aus, aber auch gegen einen Sklavenaufstand, den sie mehr fürchteten als Piraten oder Hurrikans.

 

Das Old Manor Hotel liegt in einem hübschen kleinen Park. Die gepflegte Anlage, deren älteste Mauerreste noch aus 1700 stammten ist romantisch und die Anbauten sind gut gelungen.
Helmut war besonders von der gut erhaltenen Dampfmaschine begeistert. Bis 1860 hatte man die Presse, die den Zuckersaft aus den Stengeln gequetscht hatte, mit einer Windmühle betrieben, dann kam diese interessante, für damalige Begriffe hypermoderne, Dampfmaschine zum Einsatz.

Die Golden Rock Plantation wurde erst 1815 erbaut. Das Hotel ist von einem farbenfrohen Blumengarten umgeben. Im Herrenhaus, in den Sklavenquartieren und sogar im Windmühlenstumpf hat man Appartements untergebracht. Von hier aus kann man Wanderungen durch den Regenwald bis hinauf auf den Kraterrand unternehmen.

 

In dieser Art von Hotels kann man leben, speisen und sich bedienen lassen wie die Zuckerbarone und man kann den Regenwald entdecken, etwas über die Pflanzen und Tiere lernen, oder einfach nur die Ruhe genießen.
Aber leider ist das nicht die Vorstellung des Großteils der meist amerikanischen Touristen von einem Karibikurlaub. Ein Hotel am Wasser musste her, an einem Sandstrand und rundherum viele Palmen. Eine große amerikanische Hotelgruppe ging an die Arbeit und baute ein Nobelhotel an die Küste. Die lokalen Politiker, trunken vom Goldrausch, gaben den erhofften Reichtum schon aus noch bevor das Projekt beendet war. Damit der ersehnte Geldsegen auch sicher auf der Insel bleibe, forderten sie die Unabhängigkeit von Kitts. Das Hotel wurde fertig, aber noch bevor es aus den roten Zahlen kam, fegte ein Hurrikan die Träume davon. Das Gebäude wurde wieder aufgebaut, aber das große Geld lässt noch immer auf sich warten. Der Hotelstrand war fast leer, kein Wunder bei den horrenden Preisen.
Die großen Palmen um das Hotel machten einen prächtigen Eindruck, aber der Wald dahinter sah schlimm aus. An der ganzen Küste entlang ragten nur dürre Stängel in den Himmel. Wir dachten, der Sturm die Wedel abgebrochen hätte. Aber Samuel erzählte uns, dass die Amerikaner Palmen-Setzlinge aus Florida eingeführt haben und mit diesen einen Pilz, der die lokalen Stauden befallen hat.
Wozu - um Gottes Willen – schleppt jemand  auf diese palmenreiche Insel fremde Palmen ???

 

 


Samuel wollte zum Schluss doch noch etwas für seine Verwandten tun und brachte uns zu der kleinen Töpferei seiner Tante. Lisa liebt zwar Kunsthandwerk über alles, aber die Ausstellungsstücke waren so schlecht gemacht und primitiv bemalt, dass wir darauf verzichteten.
Damit war die Inselrundfahrt eigentlich beendet. Von Fort Ashby stehen nicht einmal mehr Ruinen, ein paar Steine, ein Stückerl zerbrochene Mauer, eine Gedenktafel.
St.Thomas Church, das älteste Kircherl der Insel war leider geschlossen.

Unsere ganz persönliche Meinung:
Die Inseln Kitts und Nevis gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Wenn man über das interessantere und abwechslungsreichere Kitts eine Rundfahrt gemacht hat, dann kann man sich Nevis, abgesehen vom wirklich schönen Blumengarten, eigentlich sparen.
Die Strände sind schön, die Moorings nicht teuer und bequem, allerdings kann es bei Schwell ganz schön rollig werden.

 

St.Kitts

Karibik

 


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